Ja uns gibts noch! Unsere Schmetterlingseuphorie ist ungebrochen, wir haben bloss nicht wirklich viel Zeit auch alles wegzubloggen was wir so erleben. Aber schon erstaunlich wie viele „Beschwerden“ wir abbekommen haben, dass wir mal wieder was machen könnten – sieht so aus, als ob wir ein paar Leser hätten! Coole Sache – freut uns! 🙂
Bleibt abzuwarten, ob wir regelmäßiger am Ball bleiben, aber zumindest ist hiermit schonmal „guten Willen“ bewiesen 🙂

2019 war bisher leider, zumindest in der eigenen Umgebung in Unterfranken relativ überschaubar.


Vermutlich hauptsächlich wegen der lang anhaltenden Kälte hat sich nicht alles nur ~2 Wochen nach hinten verlagert, sondern viele Arten sind augenscheinlich auch deutlich individuenärmer vertreten. Hier wird sicherlich auch noch Nachbeben vom heißen Sommer 2018 mit reinspielen, was es allerdings nicht besser macht. Komplett haben wir zwar keine heimische Art vermisst, aber richtig gut vertreten war, wie offenbar in ganz Deutschland, nur Vanessa cardui – der Distelfalter, der auch hier zu Hauf in Massen von Osten nach Westen pilgerte.

„Heimisch“ deshalb, weil die angesalbte Z. polyxena Population in Unterfranken offenbar ihr Ende gefunden hat. Schon letztes Jahr konnten wir nur noch einen einzelnen Falter beoachten (mündliche Mitteilung zu einem unsicheren zweiten) und dieses Jahr keinen mehr. Schade, aber absehbar. Das Habitat schien im Vergleich zum Vorjahr zudem verbuschter gewesen zu sein.

Abgesehen von den „usual suspects“, die wie erwähnt allesamt recht spärlich vertreten waren, haben wir für uns erstmalig während eines sehr schönen Prag-Trips am 25. April Pseudophilotes vicrama – den Östlichen Quendelbläuling sehen und fotografieren dürfen 🙂 Vor Ort haben wir zufällig einen sehr engagierten Habitatpfleger getroffen, der uns mitteilte, dass es leider auch um diese Population gar nicht gut steht – hauptsächlich wegen der Hitze und Dürre.

Eigentlicher Anlass für einen neuen Blogeintrag ist aber eigentlich

Unser einwöchiger (KW25) Österreich-Trip

bei dem wir einige für uns neue Arten entdecken konnten:

Am Samstag, den 15.06 ging’s los.
Bei einem kurzen Zwischenstopp konnten wir unsere ersten drei bayerischen Stromtal-Wiesenvögelchen (Coenonympha oedippus) im Eilflug an uns vorbeipflügen sehen. Ein „weit-weg-und-im-flug-bild“ (ja, Fachbegriff!) bestätigte, dass zumindest der eine auch wirklich einer war. Haben wir die Deutschen also auch mal gesehen – schön, durchgezockt (halb-alte-leute-Sprache)! (Die Stelle ist selbsterknobelt und bleibt geheim, falls sich also jemand Hoffnung machen sollte – nix gibt’s).

Unser Plan im Chiemgau den Heilziest-Dickkopffalter (Carcharodus flocciferus) und das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia) sehen zu können, fiel leider wegen „unpassender Kleidung“ ins Wasser, weshalb sich der Umweg, abgesehen von der hübschen Gegend also nicht wirklich gelohnt hat.

Am Sonntag, den 16.06.
ging es erstmal weiter in die Wachau, wo wir um ~12:00 Uhr erstmal einen Kaffee schlürften und versuchten ein Treffen mit einem Schmetterlingskollegen hinzukriegen, der ebenfalls vor Ort war. Um’s vorwegzunehmen – wir habens vermasselt und sind aneinander vorbeigeschlappt – vermutlich weil wir einen weniger begangenen Trampelpfad nach oben ausgesucht hatten. Aber immerhin haben wir unterwegs lange und ausgiebig eine ausgewachsene Äskulapnatter fotographieren und filmen dürfen – ein Tier was wir bis dahin auch noch nicht gesehen haben. Imposant!

Grund des Zwischenstopps war eigentlich der in Deutschland ausgestorbene Loreley-Dickkopffalter (Carcharodus lavatherae), den wir bereits letztes Jahr im Vinschgau mehrfach vergeblich gesucht haben.
Unser Schmetterlingskollege hatte gleich zwei (nochmal Glückwunsch!)- obgleich das Habitat wohl für den schnöden Mammon bereits auf ein absolutes Minimum reduziert wurde – eine Schande! 🙁

Zumindest konnten wir vor Ort einige Brintesia circe (Weißer Waldportier) und Hipparchia fagi (Großer Waldportier) beobachten, wobei H. fagi in Deutschland nur noch am Kaiserstuhl vorkommt. So hatte sich der Aufstieg also auf jeden Fall gelohnt.

Fast wieder im Tal hatten wir, für uns zu der Jahreszeit unerwartet, auch ein brandneues Exemplar von Scoliantides orion (Fetthennenbläuling) in Fotoshootinglaune angetroffen. „Unsere eigenen“ fliegen ausschliesslich Ende April/Anfang Mai, weshalb wir dachten in der warmen Wachau sei dies genauso. Ganz offensichtlich ein Trugschluss 🙂

Am selben Tag, man hat ja keine Zeit zu verlieren, gings noch weiter nach Wien, wo wir, trotz halbschiefem Wetter nach langem Rumspringen und Jammern tatsächlich auf den erhofften, in Deutschland nicht heimischen und hammerseltenen(!) Brenthis hecate (Saumfleck-Perlmuttfalter) gestossen sind – und das gleich in dreifacher Ausführung.

Ein leckeres asiatisches Essen und eine Übernachtung in einem weniger tollen Hotel (die Lage hat immerhin gepasst) später, wir gerade am aufbrechen und beinahe noch am Frühstück kauen, flogen doch tatsächlich direkt vor dem Hotel an einem Baum drei Neptis rivularis (Schwarze Trauerfalter) umher. So unspektakulär findet man auch nicht jeden Tag eine Art, die man vorher noch nicht gesehen hat – fast schon langweilig.

Aber ein netter Auftakt für einen neuen Schmetterlingstag –
Montag, den 17.06.
Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, dass wir im weiteren Verlauf des Urlaubs garnicht mal soo viele weitere Tiere von der Art zu Gesicht kriegen würden, wären wir vielleicht ein paar Minuten länger geblieben um bessere Bilder zu machen – statt überstürzt vom Hotel zu fliehen.
Schon witzig, wie man ein und denselben Deppenfehler immer und immer wieder durchziehen kann… 🙂

Nächster geplanter Halt war ein Wäldchen bei Siegendorf in dem der Zürgelbaumfalter (Libythea celtis) zu Hause sein soll. Dieser fliegt zwar wohl auch in einigen Parks in Wien, aber auf gut Glück mal auf die Schnelle ein paar Parks anzufahren und durch selbige zu flanieren erschien uns inpraktikabel 🙂

Das angefahrene Wäldchen war leider dennoch nicht wirklich prall. Zwar konnten wir recht sicher einen L. celtis im Revier“sturz“flug sehen, das wars dann aber auch schon mit der Art. Ansonsten gab’s in dem Eck ziemlich viele Brenthis daphne, die sehr hübschen Brombeer-Perlmuttfalter, welche in Deutschland seit einigen Jahren langsam wieder aus Frankreich einwandern 🙂

Eine für uns recht merkwürdig erscheinende Apatura Population war ebenfalls vor Ort – aus Platzgründen verzichten wir an dieser Stelle aber auf Einzelheiten, zumal der Artikel ja ohnehin schon jetzt eine Wall of Text ist 🙂 Nehmen wir also an, es handelte sich um kleinwüchsige Exemplare von Apatura ilia (Kleiner Schillerfalter) in der „Rotschillerform“ f. cytie, die auch in Deutschland ganz gut vertreten ist (nur üblicherweise größer).

War schön schattig, aber wir hatten noch einiges für den Tag eingeplant – also gings erstmal weiter zum NSG nördlich vom St. Margarethener Römersteinbruch. Nachdem sich eine kleine Zieselpopulation offenbar die Zufahrt zum Parkplatz als Spielplatz ausgesucht hat, gingen die letzten 200 Meter bis Ziel etwas zäh voran 🙂 (Hier sei angemerkt, dass wir nicht mit unserem Bob, sondern mit dem Wutz unterwegs waren. Ein ebenfalls sehr braves und kräftiges Auto!)

Auf dem Weg Richtung Kapelle wuselten einige Hipparchia semele (Ockerbindiger Samtfalter) und Schmetterlingshafte umher.
Beide gibt es auch direkt bei uns in Unterfranken – letztere war in St. Margarethen allerdings die Variante „Östliche Schmetterlingshaft“ (Libelloides macaronius). Schmetterlingshafte sind übrigens keine Schmetterlinge! 🙂

Da schon der kleine Anstieg recht heiss war, waren wir ziemich froh irgendwann das Wäldchen direkt östlich der kleinen Kapelle erreicht zu haben. Lange verschafften uns die Eichen allerdings keine Abkühlung, denn an die 10 Satyrium ilicis (Brauner Eichen-Zipfelfalter) und ein Favonius quercus (Blauer Eichen-Zipfelfalter) erhitzten schon nach wenigen Minuten unsere Gemüter – Spitzen Wortspiel – musste rein! Beide Eichen-Zipfelfalter sieht man in Deutschland nur sehr selten – ersteren weil er wirklich selten ist, zweiteren eher weil er sich ziemlich gut verstecken kann – kann ersterer aber wiederum auch und ist somit der coolere von Beiden! 🙂

Nicht, dass das schon spannend genug gewesen wäre, sind wir auf dem Rückweg zum Wutz noch an einer Birke vorbeigeschlendert, an der etliche Nymphalis polychloros (Großer Fuchs) und ein Brintesia circe (Weißer Waldportier) Abkühlung im Schatten suchten. Erfreulicherweise gelang es uns aus dem gefilmten Material ein Standbild zu fischen, auf welchem beide Arten nebeneinander mit offenen Flügeln saßen – sieht man auch nicht gerade oft.

Verblüffenderweise war noch immer einiges an Tag übrig, weshalb wir noch einen Abstecher nach Donnerskirchen machten, um dort im angrenzenden Wald den legendären, mächtigen Neptis sappho (Schwarzbrauner Trauerfalter) – den weitaus selteneren Kumpel von Neptis rivularis zu suchen. Erfreulicherweise wurden wir fündig. Die Flugzeit der ersten Generation geht zwar um die Jahreszeit dem Ende entgegen, aber wir fanden tatsächlich sogar noch zwei Falter.

Einer war allerdings nur noch mit seiner „besseren Hälfte“ unterwegs. Auch schön war, dass wir hier ebenfalls auf einen Heteropterus morpheus (Spiegelfleck-Dickkopffalter) gestoßen sind – ein Falter der in Deutschland nur im Nord-Osten heimisch ist. Umgangssprachlich werden sie auch Hüpperlinge genannt, da sie – untypisch für die Gattung Dickkopffalter eine lustig anmutende Hüpftechnik beim Fliegen hatten. Dem Exemplar hier war es offenbar zu heiß, weshalb er einfach im Schatten sitzenblieb und vor sich hinstierte. Wieder beim Wutz zeigte seine Aussentemperatur gerade mal läppische 39 Grad – der Hüpperling war also offenbar ein besonders verweichlichtes Mimosenexemplar.

Uns hätte das natürlich gar nichts ausgemacht und wären am liebsten noch heldenhaft durch die Sonne gestackst, aber wir hatten keine Lust mehr und sind stattdessen zu unserem Zimmer für die nächsten drei Tage nach Jois gefahren. Urgemütlich und ein sauguter G’spritzter direkt vom Winzer-Gastgeber.

Nach einem leckeren Frühstück ging’s am Dienstag den 18.06.
– mit einem halben Kater – zum Naturschutzgebiet Thenau auf dem Thenauriegel westlich von Breitenbrunn. Direkt auf dem Magerrasen war es sehr heiss, so dass sich die meisten Arten eher in den kühleren, schattigeren Bereichen getummelt haben. Nur ein paar total verrückte Arten wie Hipparchia Semele und einige brandneue Melitaea didyma (Rote Scheckenfalter) waren verwegen genug um der glühenden Hitze zu trotzen. Und wir natürlich – jeglicher Vernunft zum Trotze schleppten wir uns Meter für Meter durch die schier endlose Steppe!

In den schattigen Waldbereichen tummelten sich auch hier wieder etliche Brintesia circe (Weißer Waldportier) und Hipparchia fagi (Großer Waldportier) – schon toll die beiden Arten mal als „normal“ wahrzunehmen 🙂

Die zweite Hälfte vom Tag verlief schmetterlingsfrei – bei Gols schauten wir uns mal die Bienenfresserkolonie an – bunte Vögel – fliegen rum – fressen Bienen. Tolle Sache! Gegen Abend schauten wir auch mal beim legendären Campingplatz beim Zicksee vorbei, wo eine beachtlich grosse Zieselkolonie friedlich direkt bei den Campern wohnt. Macht ungemein Spass den Kleinen beim Futtern, Keiffen und Rumtollen zuzuschauen – müsst ihr gucken wenn ihr in der Nähe seid!

Ab Mittwoch den 19. Juni
sind wir etwas „fauler“ geworden – wir sind insgesamt doch ziemlich viel rumgeschlappt und dass es sehr heiß war habe ich, glaube ich, auch noch nicht erwähnt – war es wirklich!

Obwohl er direkt vor unserer Nase war haben wir es erst heute geschafft auch mal den mächtigen Hackelsberg bei Jois zu erklimmen. Man muss dazu sagen – komplett ohne Bergsteigerausrüstung sondern nur mit Muskelkraft, Durchhaltevermögen und eisernem Willen! War schon ganz nett auf der Spitze, aber so wirklich toll was los war eigentlich nicht, weshalb wir uns auch relativ bald wieder an den Abstieg machten – über die berüchtigte Westwand – keinerlei Probleme gehabt, aber wir sind ja Profis.

Anschließend sind wir noch ein bisschen bei Purbach gelustwandelt, aber abgesehen von einer Herde Argynnis paphia (Kaisermantel) am Kapelleneingang gegenüber der Bärenhöhle und einen Neptis rivularis am Waldrand gab’s auch hier nichts spektakuläres zu entdecken. Wir beschlossen nochmal bei Donnerskirchen vorbeizuschauen – da auf dem Hauptweg gerade schwere Waldarbeiten im Gange waren, nahmen wir einen zwar steilen, aber dafür stark sonnenexponierten Nebenweg, auf welchem uns zumindest ein recht frischer Neptis sappho und ein Heteropterus morpheus entgegenkamen.

Irgendwann oben angekommen, fanden wir uns auf einer 2 Laster breiten quer durch den Wald gepflügten Staubschneise wieder die offenbar von massiven Rodungen verursacht wurde. Wir beschlossen denselben Weg zurück zu nehmen, was wir dann auch direkt in die Tat umsetzten. Der Rückweg ging mehr bergab, aber sonnenexponiert war er genauso 🙂

Am Donnerstag, den 20. Juni
verliessen wir die schöne Neusiedler See Gegend um nochmal in der Slowakei ein wenig nach Tagfaltern zu suchen.

Nach einem kleinen Abstecher zum „Sandberg“ bei Devínska Nová Ves (auch hier Brintesia circe, Hipparchia fagi und eine Bienenfresserkolonie)
gings auch schon weiter in die Umgebung von Svätý Jur. Hier hatten wir eingeplant 2 mal zu übernachten, nachdem wir aber schon am ersten Tag einen Melitae trivia sowie einige Lycaena dispar (Großer Feuerfalter) gefunden hatten, und Lycaena thersamon (Südöstlicher Feuerfalter) augenscheinlich gerade keine Flugzeit hatte, beschlossen wir am folgenden Tag wieder Richtung Heimat zu fahren. Schön war’s! 🙂